INHALTSVERZEICHNIS
1. EINLEITUNG
2. AFRIKA ALS WILLKÜRLICH GETEILTER
KONTINENT
3. ARCHÄOLOGIE UND DIE REKONSTRUKTION DER
VERGANGENHEIT
4. SKLAVEREI IN AFRIKA
4.1. SKLAVEREI ALS INSTITUTION
4.2. DEFINITION DER SKLAVEREI
4.3. DIE BEDEUTUNG DER SKLAVEN
4.3.1. GEWALTANWENDUNG UND SKLAVEREI
4.3.2. INTEGRATION DER SKLAVEN
4.3.3. FRAUEN ALS SKLAVINNEN
4.3.4. MENSCHEN ALS PFAND UND SKLAVEREI
5. SKLAVENEXPORT
5.1. TRANSATLANTISCHER
SKLAVENHANDEL
5.2. TRANSSAHARA SKLAVENHANDEL
6. ELITESKLAVEN
7. SCHLUSSBETRACHTUNG
8. LITERATURVERZEICHNIS
1. EINLEITUNG
Die Sklaverei hat eine lange Geschichte vor dem Kolonialismus in Afrika
und die eurozentristische Definition der Sklaverei passt nicht an der
afrikanischen Realität.
Der Sklave ist niemand in der europäischen Definition, dagegen in
Afrika haben die Sklaven nicht selten eine besondere Position in der
Gesellschaft wie Familienmitglieder der Sklavenbesitzer sogar als Elitesoldat
in der Armee. Es ist oft schwierig einen Sklaven von einem freien Menschen zu
unterscheiden.
Die Frage der vorliegenden Arbeit ist: Warum existierte in Afrika vor
der Kolonialzeit eine besondere Form der Sklaverei? Die mögliche Antwort
besteht aus die Erklärung, dass die besondere Form der Sklaverei in Afrika
wichtige Funktionen hatten. Die Frage kann umformuliert werden: Welche besondere
Funktionen hat die Sklaverei in Afrika vor der Kolonialzeit?
Um diese Frage zu beantworten ist eine genaue Definition des Kontinents
nötig. Afrika ist willkürlich geteilter Kontinent und soll als ganzes
betrachtet werden. Zahlreiche Völker in Afrika haben bis ca. 19. Jahrhunderts
keine schriftlichen Materialien hinterlassen. In diesem Fall ist die Rolle der
Archäologie für die Rekonstruktion der Vergangenheit wichtig. Die
Interpretationen der materiellen Kultur benötigten eine interdisziplinäre Vorgehensweise.
Die Möglichkeiten und Schwierigkeiten einer solcher Forschung werden erwähnt.
Die Geschichte der Sklaverei in Afrika ist ein großes Thema, deshalb
wird die vorliegende Arbeit auf drei Themenbereichen begrenzt. Zuerst werden
die herkömmliche Definition der Sklaverei sowie deren Unterschied in Afrika
erwähnt. Sklaverei spielte eine wichtige Rolle in der Vergangenheit des
afrikanischen Kontinents. “Slavery in Africa
was diverse: slaves occupied a wide range of roles and positions in African
states and societies” (Stillwell 2014, 4).
Um diese Wichtigkeit zu
erklären, werden der Sklavenexport aus dem Kontinent, die Integration der
Sklaven, die Rolle der Frauen in der Sklaverei und die Sklaveneliten erwähnt.
Mit der Schlussbetrachtung und Literaturhinweis endet die vorliegende
Arbeit.
2. AFRIKA ALS WILLKÜRLICH
GETEILTER KONTINENT
Jeder Kontinent hat geschichtlich unterschiedlich entwickelte Gebieten.
In Asien existierten persische, indische und chinesische Zivilisationen
hunderte von Jahren vor Christus, dagegen war der nördliche Teil des Kontinents
damals noch unbekannt. Nord-Mitte und südliche Teilen des amerikanischen
Kontinents haben unterschiedliche Geschichten vor der Entdeckung von Kolumbus.
Östliche und westliche Teilen Europas haben auch unterschiedliche
Entwicklungsphasen. Diese geteilte Entwicklung, die an den anderen Kontinenten
üblich sind, führt in Afrika zu einer willkürlichen Teilung. Die mediterrane
Küste von Afrika, die besonders mit der hochentwickelten Zivilisation in
Ägypten gekennzeichnet war, wird nicht als ein Teil des Afrikas betrachtet.
Norden der Sahara werden lange Zeit als ein Teil der mediterranen Welt und nur
südlich von Sahara als Afrika wahrgenommen (Connah 2006, 188). Diese
willkürliche Teilung führt zu einer geteilten Bewertung der Geschichte des
Afrikas.
Afrika als ganzes zu bewerten ist wichtig für die Geschichte der
Sklaverei in diesem Kontinent, weil eine enge Verbindung –inklusive
Sklavenhandel- zwischen den nördlichen und südlichen Teilen der Sahara gab.
3. ARCHÄOLOGIE UND DIE
REKONSTRUKTION DER VERGANGENHEIT
Die Geschichte der Schriftlosen Völker –wie in Afrika- zu entdecken ist
besonders schwierig. Die Menschen lebten in einer Gesellschaft und änderten
ihre Umgebung. Jeder Gesellschaft produzierten verschiedene Formen der
materiellen und immateriellen Kultur wie Hausbau, religiöse Gebäuden,
Produktion der zahlreichen Gegenständen aus Eisen –inklusive Waffen- , Münzen,
Grabsteine sogar die Sprache, Rituelle, Religion u.a. Archäologie ist die
Ver-gangenheit in die Gegenwart und bei der Bewertung der materiellen Kultur
entstehten zahlreiche Schwierigkeiten.
Erstens: Einige Objekten existieren nicht mehr oder sind deformiert.
Zweitens: Die Interpretation der Bestehenden kann vielfältig sein und
oft mit der Zeit ist Reinterpretation nötig.
Drittens: Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, um die Beziehung zwischen
dem Objekt und den Menschen zu interpretieren. Artefakten haben oft multiple
Bedeutungen, die unterschiedlich bewertet werden können. Artefakten und die
Kultur der entsprechenden Gesellschaft haben keine direkte Verbindung.
(Richard; Macdonald 2015, 24.)
Ethnoarchäologie kann einen wichtigen Beitrag leisten, um die Lücken in
die schriftlosen Vergangenheit zu beseitigen. Archäologie soll eine soziale
Dimension haben, um die Artefakten mit der Lage der menschlichen Gesellschaften
zu verbinden. Die richtigen Interpretationsmöglichkeiten werden damit deutlich
erhöht.
Pfad-Abhängigkeit zu beachten ist besonders wichtig. (Holl 2015, 15).
Die Ergebnisse der ethnographischen Forschung können nicht als die Verlängerung
der Realität in der Ver-gangenheit betrachtet werden, weil die zeitgenössische
Realität Pfad-Abhängig ist.
Afrika war nicht ein isolierter Kontinent, sondern immer in
Verbindungen mit der Außenwelt. Im Fall der Sklaverei hatten die Kolonialmächte
einen bemerkenswerten Einfluss über die gesellschaftlichen Strukturen in
Afrika. Ohne die Betrachtung der Pfad-Abhängigkeit der heutigen Realität, ist
eine korrekte Rekonstruktion der Vergangenheit vor der Kolonialzeit in Afrika
nicht möglich.
Kossinna’s direkte ethno-historische Methode am Anfang des 20.
Jahrhunderts beeinflusst die Zukunft der Archäologie bis in den 1960’er Jahren.
Diese
Methode wird wie folgendes erklärt:
“Cultures
were defined on the basis of material culture traits associated with sites in a
particular region, and at a particular time, and it was assumed that cultural continuity
indicated ethnic continuity.” (Iones
1997, 16)
Die Kulturen und Ethnien sind nicht konstant, sondern ändern sich durch
die großen Migrationsbewegungen, Kriegen ständig. Direkte ethno-historische
Methode bewertet die heutige Realität als eine Kopie sogar die Verlängerung der
Vergangenheit und diese wird nach den 1970’er Jahren durch die neue Archäologie
als eine falsche Theorie betrachtet.
Ein Beispiel aus der Geschichte des Islams in Afrika: Materielle Kultur
kann die Existenz einer Kultur –z.B. einer Religion- im Allgemeinen beweisen.
Als in Afrika unter der Sahara Moscheen und müslimische Grabsteine gefunden
worden waren, dann wurde die Existenz der islamischen Religion in der
Vergangenheit bewiesen. Es ist schwer sogar unmöglich zu verstehen, welcher Art
vom Islam durch die materielle Kultur repräsentiert. Islam ändert sich mit der
Zeit und kombiniert mit den lokalen Religionen und er ist einer der
afrikanischen Religionen geworden. (Insoll 2003, 10-11)
Eine konkrete Feststellung der religiösen Kultur kann nicht nur durch
materielle Kultur verdeutlicht werden.
In diesem Fall eine Kombination von Archäologie und Ethnologie
–Ethnoarchäologie- ist nötig. Um die konkreten Merkmale des afrikanischen
Islams ist eine Recherche von der Vergangenheit bis Heute durch die materielle
Kultur und eine Bewertung von der Feldforschung gefundenen islamischen
Traditionen vom Heute nötig.
4. SKLAVEREI IN AFRIKA
4.1. Sklaverei als Institution
Ziel dieser Arbeit ist einen allgemeinen Überblick auf die Sklaverei in
Afrika zu verschaffen, deshalb die Fallbeispiele in den verschiedenen Ländern
werden nicht erwähnt. Sklaverei in Afrika fing nicht mit dem Kolonialismus an,
sondern hatte eine lange vorherige Geschichte. Sklaverei hat zahlreiche Formen
und ändert sich nach Ort und Zeit. Sklaverei in Afrika hatte bestimmte
allgemeine Regel, deren Einzelheiten sich ständig ändern. Krieg und Entführung
waren die übliche Formen, um neue Sklaven zu finden. Großer Teil der Sklaven
wurde in die Verwandtschaftsstrukturen integriert. Die Frauen waren im
Binnenmarkt wichtiger als die Männer. Die Frauen und Kinder wurden in der
Sklaverei bevorzugt, es gab Preislisten für die Sklaven. Sklavenhandel war ein
großes innenafrikanisches Geschäft und die Sklaven wurden durch Atlantik (vom
West Afrika), durch die Sahara nach Norden und über den indischen Ozean (vom
Ostafrika) exportiert.
Zahlreiche Bücher, die über die Sklaverei in Afrika verfasst worden
sind, haben eine ähnliche Themenplanung. Erst wird allgemeine Information über
die Sklaverei in Afrika gegeben, dann Fallbeispiele von den verschiedenen
Ländern, die die Konkretisierung der allgemeinen theoretischen Feststellungen
beinhalten. Selbst die Funktionsweise eines bestimmten Themas wie „Atlantic
Slave Trade“ ändert sich mit dem Ort und deshalb soll nach der allgemeinen
Feststellungen die Fallbeispiele erörtert werden.
4.2. Definition der Sklaverei
Sklaverei hat drei Aspekten: wirtschaftlich, politisch und sozial, die
universell sind. Das Verhältnis der drei Bestandteile ändert sich mit der Zeit
und dem Ort. In der eurozentrischen Definition der Sklaverei werden besonders
die wirtschaftlichen Aspekte betrachtet. Die Sklaven meistens männlich und
arbeiten besonders in der Landwirtschaft.
Der entscheidende Faktor in der afrikanischen Sklaverei ist der soziale
Aspekt. Der Sklave oder die Sklavin wird in die Verwandtschaftsstrukturen
integriert, die als Resozialisations-prozess betrachtet werden. Die
eurozentrische Definition beinhaltet fast keine soziale Dimension.
Die Sklaven haben kein Recht. Der Besitzer –offen als Meister genannt-
hat Verfügungsgewalt über die Sklaven. Sie müssen hart arbeiten und verkauft,
bestraft, miss-handelt sogar getötet werden. Die Sklaven haben kein Recht über
sich selbst, das Wort hat immer der
Meister.
Im europäischen Verständnis ist der Gegenteil des Sklaves der freie
Mensch. Der Mensch als Individuum ist der Entscheidungsträger für sich selbst.
Dagegen hat in der afrikanischen Geschichte der Individualismus keine zentrale
Bedeutung. Gegenteil der Sklaverei ist nicht die individualistische Freiheit,
sondern die Mitgliedschaft in einer verwandtschaftlichen Gruppe. Eine Person
wird durch diese Zugehörigkeit definiert.
Sklaverei in der afrikanischen Vergangenheit -auch vor dem
Kolonialismus- war deutlich vielfältiger als im europäischen Verständnis. Der
Begriff Sklave mit dem eurozentrischen Inhalt reicht nicht, um diese
Vielfältigkeit zu äußern.
“The
meaning of the term ‚slavery’ changed in different ways in Euro-American and
African contexts, retaining some of ist original semantic dimensions and
dropping others.“ (Rossi
2009, 3)
Klassische Sklaven wie in den Vereinigten Staaten oder die Sklaven, die
wie im Afrika in der Verwandtschaftsstrukturen integriert werden, werden durch
den gleichen Begriff definiert. In diesem Fall ist manchmal eine lange
Erklärung nach dem Begriff unvermeidlich, um die gemeinten Art der Sklaverei zu
erklären.
Afrikanische Sklaven sind auch Sklaven nur mit anderen Besonderheiten.
Sie können wie üblich verkauft, misshandelt, sogar getötet werden. Sie sind
Mitglieder einer Verwandt-schaftsgruppe und haben einige Rechte, aber nicht wie
die eingeborene Mitglieder, nur sie sind nicht Rechtlos. Ihre Rechte und
Pflichten ändern sich je nach Ort und Zeit und alle Verwandtschaftsgruppen sind
nicht gleich. Die Sklaven sind nicht wie freien Menschen im afrikanischen Sinne
und nicht wie die Sklaven in den Vereinigten Staaten oder im europäischem
Verständnis.
Die Sklaverei in Afrika kann nur im afrikanischen Kontext verstanden
werden.
“To
generate history in Africa, one must abandon these forced analogies to modern
European standards of progress and start from African contexts, from
understanding how people in Africa acted on the meanings they attributed to the
circumstances in which they found themselves.“ (Miller 2012, 79)
Die Definition der Sklaverei in Afrika ist keine Abweichung von der
europäischen, sondern hat andere Merkmale. Durch eine intensive Forschung der
afrikanischen Vergangenheit ist deshalb die Formulierung der neuen Begriffe
nötig.
4.3. Die Bedeutung der Sklaven
Es besteht eine direkte Verbindung zwischen der politischen, sozialen
und wirtschaftlichen Macht und der verfügbaren Menschenzahl als Verwandten,
verschiedene Arten von Verbündeten oder Sklaven in Afrika. Die Zahl der Sklaven
ist ein Machtfaktor. Sklaverei war keine Erfindung des Kolonialismus in Afrika,
vorher gab es einen großen Sklavenmarkt im Kontinent. Die Menschen wurden
verkauft sogar gekauft als Sklaven, entführt und als Sklave in die
Verwandtschaft integriert, im Krieg gefangen genommen sogar Menschen als Pfand
beibehalten und später sind Sklave geworden. Es gab zahlreiche Wege, die zur
Sklaverei führte. Obwohl es zahlreiche Sklavenarten gab, wurden wegen der
terminologischen In-konsistenz alle als Sklaverei bezeichnet.
Die afrikanische Mentalität ist anders als die europäischen.
“… in
Africa wealth was people, and people were power. This aphorism, a favorite
among Afrikanists, contrasts the integrated communal ethos in Africa and its
ethnicized occupational complements with the modern reliance of money and
machines as wealth, which we use to sustain ourselves as individuals, as
independently as others as possible.” (Miller 2012, 91)
4.3.1. Gewaltanwendung und
Sklaverei
Neu Sklaven zu finden waren oft mit der Gewaltanwendung verbunden.
Krieg und Entführung waren die übliche Formen der Gewalt.
“The most common type of
violence has been warfare, in which prisoners were enslaved. (…) Taken together, warfare, slave rading, and
kidnapping have accounted for the vast majority of new slaves in history.” (Lovejoy 2000, 3)
Die Kriegsgefangenen, die überhaupt Männer waren, wurden getötet oder
versklavt. Ein Teil davon wurde während der religiösen Zeremonien geopfert,
Überlebenden wurden verkauft oder integriert in die Verwandtschaft. Es war
schwierig, diese Menschen in die Verwandtschaftsstrukturen zu integrieren. Die
waren Feinde und nach einer bewaffneten Auseinandersetzung gefangen genommen.
Die männlichen Gefangenen aus dem Krieg wurden oft getötet, wenn keine
Export-möglichkeit bestand.
“We
know that male prisoners of war were executed as soon as the demand for male
captives dropped with the prohibition of the Atlantic slave trade.” (Meillassoux 1986, 79)
Für das spätere Leben der Sklaven ist die Gewalt immer präsent, die
jeder Zeit vom Meister angewendet werden.
4.3.2. Integration der Sklaven
Integration der Sklaven in die Verwandtschaftsstrukturen ist die
Hauptmerkmale der afrikanischen Sklaverei. Die SklavInnen sind nicht frei
Menschen aber auch nicht als Nie-mand betrachtet werden. Ihr Statut liegt
dazwischen.
“’You
can not sit alone and be a chief’ – expression a sentiment widely shared in
Africa.” (Miers und Kopytoff
1977, 14)
Die afrikanische Gesellschaften waren immer bereit, die neue Menschen
zu absorbieren. Deshalb gab es eine breite oft professionell arbeitende
Versorgungsgruppe. Sie entführten Männer, Frauen und Kinder und verkauften sie
weiter. Um die Neuankömmlinge zu ab-sorbieren war ein Integrationsprozess
nötig. Die Aufnahme der Fremden ändert sich nach Ort und Zeit, es gab auch
unterschiedliche Vorgehensweise in der gleichen Gesellschaft. Hier werden nicht
die zahlreichen Fallbeispiele, sondern nur allgemeine Regeln erwähnt.
In den meisten Fällen wurden die Menschen entführt. Die Entführten
müssten ihre sozialen Verbindungen, Sprache und gesellschaftliche Status mit
Gewaltanwendung verlieren und sich resozialisieren. Sie mussten die neuen
Sitten, Sprache, Menschen und manchmal die Religion neue zu lernen. Es war
einen Stigmatisierungsprozess für diese Menschen. In diesem Prozess, der als
Resozialisierung bezeichnet werden kann, formierte sich neue Identitäten.
Die Neuen gehörten jetzt zu einer Verwandtschaftsgruppe und nicht mehr
total Fremd in der Gesellschaft. Trotz dieser Integration waren sie nicht
gleich wie die Eingeborenen, aber sie konnten den fundamentalen sozialen und
politischen Schutz in den Verwandtschaftsstrukturen genießen.
Frauen und Kinder werden bevorzugt, weil die Integration einfacher war.
Ein Teil dieser Menschen könnte später verkauft sogar getötet werden.
Sie waren gesell-schaftlich eingebettete Sklaven. Sie waren nicht wie die
Sklaven im europäischen Ver-ständnis, sie waren freier aber noch abhängig.
4.3.3. Frauen als Sklavinnen
Die meisten Sklaven in Afrika waren Frauen. Diese Realität war aus dem
eurozentrischen Sicht schwer zu verstehen. Sklaven sollten überwiegend männlich
sein, um in den Plantagen hart zu arbeiten. Transatlantischer Sklavenhandel bestand
überwiegend aus den Männern, dagegen innerafrikanischer aus den Frauen.
“The
European sklavemarket purchased male slaves by a margin of at least two to one.
The somewhat smaller Muslim market of the Arab world absorbed primarily female
slaves. Tne internal African market, which may well have been the largest of
the three, absorbed mostly women and children.” (Robertson; Klein 1983, 4)
Die Wichtigkeit der Frauensklaverei in Afrika hat drei Gründe.
Erstens: Die Frauen können sich reproduzieren. Weil in Afrika die Zahl
der gehörigen Menschen wichtig ist, kann Sklavenbesitzer seine abhängigen
Personen durch die Frauen erhöhen.
Zweitens: Afrikanische Kontinent besteht überwiegend aus den
Männergesellschaften. Der Man hat das Wort und deshalb ist die Integration der
Frauen in die neue Gesellschaft einfacher als der Männer. Die Frauen sollen
sich nicht viel ändern wie die Männer.
Drittens: Die reproduktive Funktion der Frauen beschränkt sich nicht
nur auf die biologische. Die Frauen können die herrschende Ideologie der
Gesellschaft weitergeben. In diesem Sinne gibt drei verschiedene
Reproduktionsarbeit der Frauen.
“(…)
biological reproduktion, daily reproduktion (i.e., the servicing of workers),
and the produktion of relations of produktion by the transmission of the
ideology supporting the whole sozial strukture.” (Robertson; Klein 1983, 9)
Kinder als Sklaven waren besonders wichtig in Afrika und die Entführung
der Kinder (auch ohne Mutter) war nicht selten. Die Kinder wurden noch
einfacher integriert, sogar assimiliert, oft vergaßen sie ihre Vergangenheit
und könnten Vertrauenspersonen des Herrschers sein.
“’Stealing
the children of one people by another,’ Al-Idrisi rights in the twelfth
century, ’… is a prevalent custom among the Sudan.’” (Klein
2010, 14)
Wie später erwähnt wird, wurden die Elitesklaven von Kindheit an
indoktriniert und assimiliert.
4.3.4. Menschen als Pfand und
die Sklaverei
Wenn eine Person zur anderen Geld gegeben hat, konnte er sein Kind,
manchmal seine Frau als Sicherheit beibehalten. Bis der Schuld zurückgezahlt
war, gehörte diese beibehaltende Person zum Kreditgeber. Er bzw. sie sollte für
ihn arbeiten. In diesem Fall Mensch als Pfand und der Sklave zu sein, sind
unterschiedlich. Als Pfand hinterlassender Mensch ist nur vorübergehend unfrei
und gehört nicht zum Kreditgeber. Nur wenn der Kredit in einem bestimmten Frist
nicht zurückgezahlt wurde –nicht selten der Fall war- hatte der Kreditgeber das
Recht das lebendige Pfand als Sklave zu verkaufen, um seine Forderung einzukassieren.
“Debtors
who refuse to pay their debts, or are insolvent, are liable to be made slaves”. (Law 2003, 62)
Es gab auch andere Wege, die zur Sklaverei führt. Im Fall der schweren
Kriminalität –die Definition sich je nach der Gesellschaft ändert- konnte die
entsprechende Person als Sklave verkauft werden. Der Herrscher sogar die
Gesellschaft konnte für diesen Verkauf entscheiden.
Afrikanische Gesellschaften produzierten Sklaven. Angebote- und
Nachfrage waren groß und auch der Sklavenmarkt, in dem Vorbestellung auch
möglich war.
Bis jetzt wurde nur die innerafrikanische Sklaverei und Sklavenhandel
erwähnt, immer großer werdende Sklavenexport aus dem Kontinent war auch
wichtig.
5. SKLAVENEXPORT
Wie schon erwähnt wurde, gab es drei Hauptrouten für den Sklavenexport:
Transatlantik Richtung Nord- und Südamerika, Transsahara Richtung Nordafrika
und arabische Länder und Indische Ozean Richtung Fernostländer aus Südost
Afrika.
Die Route aus dem Westen- und Südosten Afrikas waren nur für
Sklavenexport, dagegen Transsahara Route war für Export und innerafrikanischen
Sklavenhandel. Ein Teil der Sklaven blieb in Nordafrika, anderen wurden zu den
arabischen Ländern sogar nach Europa oder der Metropole des osmanischen Reiches
Istanbul transportiert.
Sklavenexport dauerte drei Jahrhundert, vom 1500 bis 1800.
1500 bis 1600 60% der Sklaven wurden durch Sahara und Rotes Meer, 30%
durch transatlantische Route exportiert.
1600 bis 1700 hatten Sahara-Rotes Meer Route 35 %, Atlantikroute 60 %.
1700 bis 1800 hatten Sahara-Rotes Meer 9,5 und Transatlantik 82 %.
Sklavenexport von Ostafrika war gering. (Lovejoy 2000, 47)
Im Jahr 1807 wurde der Sklavenhandel von der damaligen größten
Kolonialmacht England verboten, andere große Kolonialmächte wie Frankreich und
Holland folgten.
In einem monumentalen Werk über die Globalgeschichte der europäischen
Expansion wurde die folgende Daten über den Sklavenexport aus Afrika
(schätzungsweise) bekanntgegeben.
“1501 bis 1900, als über 12,5
Millionen Afrikaner nach Amerika geschafft wurden, sollen zugleich 1.844.000
Sklaven auf den Karawanenstraßen durch die Sahara in den Magreb gelangt sein,
1.322.000 nilabwärts nach Ägypten, 1.172.000 aus Ostafrika durch das Rote Meer
vor allem nach Arabien und 533.000 aus Ostafrika in den Ländern am Persischen
Golf und nach Indien…”.
(Reinhard 2016, 458-9)
5.1. Transatlantische Sklavenhandel
Arbeitskräfte für die Plantagen in Nord- und Südamerika waren nötig und
ab ca. 1500 fing der intensive Sklavenexport vom Westafrika an.
Warum war so ein Handel nötig? Könnten die Arbeitskräfte aus den
kolonisierten Völkern Mittelamerikas nicht importiert werden? Der Weg war
kürzer und die entsprechenden Kosten noch niedriger. Das große Massaker der
indigenen Bevölkerung von den spanischen Koloni-satoren hatte großen Einfluss
auf die Geschichte des afrikanischen Kontinents. (Green 2012, 185-189) Einzige
bleibende Möglichkeit war der Sklavenimport aus Afrika.
Die Arbeit auf den Plantagen war hart deshalb junge Männer besonders
nötig.
“Die Schätzungen für die
Gesamtzahl der exportierten Sklaven, zu zwei Dritteln junge Männer, reichen von
11 bis 15 Millionen Menschen.” (Speitkamp 2009, 109)
Durch die Zusammenarbeit mit den Kolonialisten (Portugiesen, Briten und
Franzosen) hatten lokale Herrscher und verschiedene Reitergruppen gewonnen,
ihre Prestige und Macht war enorm zugenommen. Die Kolonialisten blieben an der
Küste und die Reitergruppen, kri-minelle Banden und zahlreiche Klane jagten die
Sklaven, bringen sie an die Küste und übergaben an den Kolonialisten.
Sklavenhandel versprach schneller und hoher Gewinn. Die Händler stiegen zu
neuen Eliten in die Gesellschaft auf.
“In denjenigen Staaten, in denen
der Sklavenhandel Priorität genoss, dominierten mili-tärische Eliten und
Aristokratien, die mit den bei der Sklavenjagd gewonnenen Mitteln wieder ihre
militärische Schlagkraft ausbauen konnten, etwa durch die Anschaffung von
Pferden.” (Speitkamp 2009,
115)
Sklavenhandel war kein europäisches Projekt, sondern von den
Interessengruppen in Westafrika gefördert. Die Kolonisatoren nutzten die
lokalen Konflikte und spielten einige Gruppen gegen die anderen. Neu Machtzentrale
waren durch die enge Zusammenarbeit entstanden.
“As
the Atlantic slave trade entered its last, largely illegal phase in the mid
nineteenth century, the town of Lagos on West Afrika´s Bight of Benin became
the leading slave port north of the equator.” (Mann 2007, 4)
5.2. Transsahara Sklavenhandel
Sklavenexport durch die Sahara war fast 600 Jähre älterer als durch die
Transatlantikroute.
Dieser Sklavenhandel wurde durch die islamistischen Kaufleute
organisiert. Islamische Religion spielte eine besondere Rolle bei der
Versklavung. Die Religion gerechtfertigt die Versklavung der nicht-Muslimen,
dagegen wer Muslim war, sollte nicht versklavt werden. Trotzdem gab es viele
Ausnahmefällen. (Farias 1985, 31-34)
Die meisten Sklaven, die durch die Sahara zu den arabischen Ländern
exportiert wurden, waren Frauen. Die Frauen waren wichtig für das islamische
Familienleben.
“The
demand for slave girls as concubines was an important continuing element in the
African slave trade, domestic and for export, providing at the same time one of
the reasons for insisting that slaves should form a substantial part of any
tribute.” (Fischer; Fischer 1972, 115-116)
Sklavinnen hatten mehr Möglichkeit, in die Öffentlichkeit zu gehen als
die muslimischen Frauen, die zu Hause blieben und die Kinder kümmern sollten.
“…
food sales in the Timbuktu market were in the hands of slave women who could
appear there unveiled and conduct business openly whereas free women had to be
veiled and were, no doubt, kept mainly within their houses.” (Hunwick 1985, 22)
Möglicherweise gab es einige Mätresse in den vielen Häusern. Laut dem
islamischen Recht darf ein muslimischer Mann vier Frauen legal heiraten,
dagegen für die Nebenfrauen gibt es keine Obergrenze.
6. ELITESKLAVEN
“The
male ‘slave’ in particular could have, in the more complex societies, a wide
range of occupations open to him and was often given positions of power over
‘free’ people.” (Miers;
Kopytoff 1977, 28)
Der Begriff Elitesklave wurde heftig diskutiert. Wie hatte ein Sklave
mehr Macht als die freien Personen? Elitesklaven waren gar nicht möglich,
obwohl ihre Abstammung Sklaven waren, wurden sie später befreit. In diesem
Sinne waren die Mamluken aus Ägypten, Janitscharen und Wesiren im osmanischen
Reiches keine Sklaven mehr. Diese Leute ge-nossen großen Respekt in der
Gesellschaft. Wesiren waren hohe Verwaltungsbeamter und konnten mit ihren
Entscheidungen das Schicksal der Millionen Menschen bestimmen.
Der Begriff Sklave wurde seit Jahrhunderten im Rahmen der europäischen
Sichtweise verstanden. Der Inhalt des Begriffs Sklaverei war überwiegend
wirtschaftlich bewertet: Sklaven sollten in den Plantagen hart arbeiten, lebten
in miserablen Konditionen und hatten kein Recht.
Der Begriff Sklave hat eine wichtige innere Differenzierung. Sklave und
Elitesklave sind unterschiedliche Begriffe.
Jeder freie Mensch könnte mindestens einen Sklaven haben, dagegen nur
der Staat kann Elitensklave haben. Dieser große Unterschied an dem
Sklavenbesitz liegt darin, dass es für die Elitesklaven eine gewisse Bildung
nötig ist. Einzel Personen können die Kosten und Organisationsschwierigkeiten
solcher Bildung –die ca. 8-10 Jahre dauert- nicht leisten.
Elitesklaven können auf zwei geteilt werden: militärische
(Waffensklaven) und nicht militärische. Die Jungen von maximal 12-14 Jahren alt
wurden als Sklaven gekauft oder von ihren Dörfern entführt sogar mit Gewalt von
ihren Familien weggenommen. (Schweizer 1990, 59-61) Diese Kinder wurden erst
beschnitten und zum Islam konvertiert dann fing eine intensive Bildung an.
Diese Bildung war eine Indoktrination, eine Assimilation mit den
autoritären Lehrern und strengen Vorschriften, damit die Kinder ihre
Vergangenheit vergaßen. Sie gewöhnten sich an die neue Religion, die Sprache,
Disziplin und gesellschaftliches Leben. Am Ende der langen Ausbildung waren sie
neue Menschen geworden.
“Once
they had completed their training the young Mamluks were formally and publicly
freed and given a manumission license (…) and appointed as soldiers in the
Mamluk army with a salary, a horse and a sword.” (Rabbat 2000, 93)
Diese Befreiung sollte als die offizielle Bildung verstanden werden.
Die Weiterbildung dauert an, nur sie hatten jetzt einen Titel und Prestige in
der Gesellschaft.
Die Jugendlichen mit besonderen Talenten wurden zu den zukünftigen
Staatsmännern weiter ausgebildet
Dieser Assimilationsprozess wurde später mit dem Begriff
“Eindeutschung” verglichen. Die Nazis versuchten die Kinder fremder Völker
assimilieren. Der Verfasser hatte die Auffassung, dass die Nazis von den Türken
des osmanischen Reiches gelernt hatten. (Twardecki 2013, 3)
Obwohl die Mamluken, Janitscharen und Staatsmänner deutlich mehr Macht
als die freien Menschen hatten und konnten ihre Leben streng beeinflussen,
waren sie immer noch Sklaven.
“(…)
a slave can live in any circumstances as long as he meets two conditions. He
must normally be salable and he must be subject to his master in all important
matters. (…) The master decides where the slave lives, what work he does,
whether he may marry, and whether he should be punished.” (Pipes 1981, 17)
Bei den Mamluken, Janitscharen und Staatsmännern war genaue der Fall.
Der Sultan konnte einige Soldaten oder einen Staatsmann wie Großwesir töten
lassen.
Zahlreiche Waffensklaven konnten auch gefährlich sein. Die
Elitensklaven hatten gute Vernetzung mit einander und konnten gemeinsame
Aktionen organisieren. Sie leerten die Staatskasse, weil sie immer Geld
brauchten, sie konnten zahlreiche Aufstände organisieren und Wesiren töten,
manchmal den Sultan absetzen. Sie waren militärisch gut ausgebildet und
zahlreich und deshalb hatten eigene Autorität.
Die zahlreichen Aufstände der Janitscharen waren in der Realität
Sklavenaufstände, obwohl sie nicht einfache Sklaven waren. Weil sie nicht als
Sklaven betrachtet werden, werden ihre Aufstände nicht als Sklavenrésistance
bewertet. In einem Buch über die Sklaverei und den Widerstand steht kein Wort
über die Janitscharen und im allgemein Elitesklaven. (Alpers; Campbell 2005,
1-19)
7. SCHLUSSBETRACHTUNG
In dieser Arbeit wurde zuerst die Wichtigkeit der interdisziplinären
Archäologie für die Geschichte der schriftlosen Völker, dann der Unterschied
zwischen dem europäischen und afrikanischen Sichtweisen über die Sklaverei
geäußert. Die Sklaven in Afrika wurden in die verwandtschaftlichen Beziehungen
integriert, sie hatten einige Rechte und waren nicht Rechtlos wie in Europa
oder in den Vereinigten Staaten.
Zweihauptrouten des Sklavenhandels, Transatlantische und Transsahara,
die Wichtigkeit der Kinder und Frauen als Sklaven und die Besonderheit der
Elitensklaven wurde auch geäußert.
Die Frage der Arbeit, „Warum in Afrika eine besondere Form der
Sklaverei bestand?“ kann jetzt geantwortet werden.
Der Mensch bedeutet Macht in den afrikanischen Gesellschaften. Eine
Verwandtschaftsgruppe ist mächtiger, je nach der mehr Zahl des angehörenden
Menschen. Weil diese Gruppen immer mehr Menschen brauchten, entstand ein großer
Sklavenmarkt in Afrika. Die Frauen wurden bevorzugt, weil sie reproduktiv
waren. Die Sklaven sollten in die
Gesellschaft integriert werden und halb-frei Status haben, sonst würden
zahlreiche Wächter nötig. Sklavenhandel fing nicht mit dem Sklavenexport in
Afrika an.
Immer mehr Menschen zu haben, um mächtiger zu sein, bedeutete eine
entwickelte Konkurrenz zwischen den Gruppen, Gesellschaften und Staaten. Ohne
die Elitensklaven wären die Staaten schwacher. Elitesklaven spielten eine große
Rolle bei der Militärmacht der Mamluken und des osmanischen Reiches.
Die Sklaven wurden in die Gesellschaft integriert. Sie genossen einige
Rechte und Sicher-heiten wie im Fall der Elitesklaven hatten sie große
Prestige. Die ideologische Rechtfertigung spielte eine wichtige Rolle durch die
Verwandtschaft und Religion für die Kontrolle der großen Zahl der Sklaven.
(Lovejoy 1981, 11-35) Die Rolle der Indoktrination im Fall der Elitesklaven soll
zusätzlich erwähnt werden.
Sklaverei in Afrika sollte im Rahmen des afrikanischen Kontextes
recherchiert und verstanden werden. Mehr Menschen bedeutet mehr Macht im afrikanischen
Kontext. Wenn die Zahl der Sklaven ständig zunimmt, dann ist eine Art von
Integration nötig, um diese Menschen ohne großen Aufwand zu regieren sowie ihre
Arbeit und Reproduktion für die neue Heimat (ob eine Familie oder ein großer
Klan ist) zu fördern. Die besonderen Merkmale der Sklaverei in Afrika ist die
Integration der Sklaven, dadurch haben sie einige Reche und Sicherheiten.
Wie schon erwähnt wurde, sollen die neue Begriffen über die
unterschiedlichen Formen der Sklaverei formuliert werden.
8.
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